Roggwil unter der Herrschaft des Zisterzienser-Klosters St. Urban

Viele Jahre, ja Jahrhunderte, prägte das Kloster St. Urban die Geschichte des Hofes Roggwil, der kurz nach der Gründung der Abtei im Jahre 1194 erworben wurde. Im Verzeichnis ihrer Herrschaftsgrundstücke steht denn auch geschrieben, dass das ganze Dorf samt Zubehör, Rechten und Wäldern in ihrem Besitz war. 1347 errichtete die Abtei dann daraus eine Erbpacht und bezog Zehnten, Bodenzins und andere Abgaben. Schon zwei Jahre später erhielt Roggwil erstmals mit den sogenannten Vierern und einem Ammann eine eigene Behörde mit bescheidenem Verfügungsrecht. Damit wurde die dörfliche Siedlung zu einem politischen Bezirk umgestaltet. Nach wie vor lag die niedere Gerichtsbarkeit aber beim Kloster.

Beim Guglereinfall 1375 wurde neben dem Kloster St. Urban auch der Hof Roggwil zerstört.

Der Name des Hofes resp. des Dorfes veränderte sich im Laufe der Zeit. Chronist Simon Kuert legt in seiner Roggwiler-Chronik Ausgabe 2006 dar wie aus ROCCON WILLARE oder ROCCHON WILLARE ROGGEVILARE, ROGGEWILRE, ROCWILE, ROGWILE, ROCKEVILR, ROGWILE, ROGGWILL und schliesslich 1419 ROGGWIL wurde.

In der Zeit von 1406 bis 1432 geriet der Oberaargau unter bernische Herrschaft. In deren Einflussbereich verringerte sich die Macht des Klosters St. Urban immer mehr, und 1545 erfolgte der Loskauf der leibeigenen Roggwiler. Damit war das Dorf eine Gemeinschaft gleichberechtigter Berner Untertanen unter dem Landvogt von Aarwangen geworden. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts führte das nach wie vor im Besitze der meisten umliegenden Ländereien stehende Kloster St. Urban eine umfassende Grundbuchbereinigung durch. Roggwil fühlte sich in dieser Zeit zunehmend zur eigentlichen Selbständigkeit hingezogen. Nachdem es im Jahre 1665 eine reformierte Kirchgemeinde geworden war und der Ort 1757 mit 180 Haushaltungen und kleinen häuslichen Webereien bereits eine erste Industrialisierung erlebt hatte, kaufte Roggwil 1803 alle Grundrechte zurück.  Somit wurde Roggwil von jeglicher Verpflichtung gegenüber dem Kloster St. Urban frei.