Von ROCCON WILLARE zu Roggwil
Wenn wir in die Vergangenheit von Roggwil zurückblicken, tun wir uns mit dem historischen Geschehen recht schwer. Viele entfernte Zeitabschnitte vor allem vor Beginn der schriftlichen Überlieferung sind uns leider sehr unvollständig erhalten und erscheinen uns düster und dunkel. Der Grund mag vielleicht darin liegen, dass geschichtsträchtige Ereignisse oder historisch bedeutsame Gebäude in unseren Gemarchungen weitgehend fehlen. Doch trotz diesen mangelnden Zeugen der Vergangenheit darf man mit Sicherheit davon ausgehen, dass unsere Gegend schon recht früh besiedelt war. Zeugnis davon liefert uns das "Heidengässli". wo im 18. Jahrhundert auf den nahegelegenen Feldern und Äckern römische Münzen zum Vorschein kamen. Auch weisen geschichtliche Funde darauf hin, dass möglicherweise im Gebiet der Kaltenherberge römische Strassen verliefen. Etwas jüngeren Datums waren schliesslich die Münzen, welche man im Gebiet des Kiltberges fand. Seit 2008 ist zudem bekannt, dass in der Flur Fryburg beim Zusammenfluss von Langete und Rot in der Zeit von 80-50 v. Chr. eine grössere eisenzeitliche Siedlung bestanden hat. Die seither vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern durchgeführten und 2016 und 2022 publizierten Ausgrabungen und Prospektionen zeigen, dass diese keltische Stadt (Oppidum) mit Wällen und Gräben befestigt, rund 23 ha gross und in ihrem Innern dicht bebaut gewesen ist. Der mutmassliche Name dieser Stadt lautet Morgiodunon und hat sich bis heute im nahen Ortsnamen Murgenthal AG erhalten. Die keltische Stadt wurde noch vor der Zeitenwende aufgegeben; spärliche römische Funde sprechen für eine jüngere Nutzung des Areals, insbesondere im 2. Jahrhundert n. Chr.
Das Tun und Handeln unserer Vorfahren sowie das Wachsen und Gedeihen des Hofes Roccon Willare (nicht zu verwechseln mit Roccon nis vilare, dem heutigen Reconvillier), wie er urkundlich bereits im Jahre 949 erwähnt wird, hat der Arzt, Schriftsteller, radikale Politiker und missionarisch soziale Vorkämpfer Johannes Glur in seiner umfassenden "Chronik" 1835 (neu bearbeitet von Valentin Nüesch 1935) beschrieben.